Glück ist keine Insel by Marie Louise Fischer

Glück ist keine Insel by Marie Louise Fischer

Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-04-20T00:00:00+00:00


Dr. Werner starrte Sara an, als ob er plötzlich entdeckt hätte, daß sie eine Mißgeburt mit zwei Köpfen wäre. 'Sara König? Das Mädchen, von dem jede Illustrierte wöchentlich ein Bild bringt? Das bist du?'

Sara hielt die Augen zu Boden gesenkt. Sie kämpfte mit den Tränen, konnte nicht sprechen.

'Sara ist ein Filmstar', sagte ich, 'ein Stern am Filmhimmel. Ein strahlender Stern, der Millionen Menschen Freude geschenkt hat.'

'Jetzt wird mir manches klar', preßte er mühsam durch die Zähne.

Sara verlor die Fassung, helle Tränen perlten ihr aus den Augen, sie warf sich schluchzend an seine Brust. 'Ach, Wolfgang, ich bin ja so unglücklich. Wenn du mir nur glauben wolltest, wie sehr ich dich liebe!'

Er löste ihre schlanken Arme von seinem Nacken und schob Sara von sich fort. 'Du kannst dir dieses Theater sparen', sagte er hart, 'du stehst nicht vor der Kamera.'

'Wolfgang!'

'Ich habe von Anfang an gespürt, daß etwas zwischen uns stand. Wie eine Wand. In allem, was du gesagt hast, war ein falscher Ton, alles war nur beinahe echt. Jetzt weiß ich, es war Film. Kintopp.'

'Nein!' schrie sie.

'Es hat keinen Sinn zu lügen, Sara, das Spiel ist aus. Hoffentlich war es für dich eine nette kleine Zerstreuung. Ich wünsche dir, daß du deinen Spaß gehabt hast. Leb wohl.'

Sara König stand wie versteinert da. Ihr Gesicht war von Schmerz verzerrt. Sie war nicht mehr schön in diesem Augenblick, sie war kein Filmstar mehr, sie war eine Frau, die um ihre Liebe litt.

Meine Mission war beendet. Ich hätte Dr. Werner gehen lassen sollen, Sara zusammenpacken und nach München zurückbringen. Aber ich tat es nicht. Ich fand, daß Sara dieses Ende ihrer Liebe nicht verdient hatte.

Mit wenigen Schritten holte ich den Arzt ein. 'Dr. Werner', sagte ich, 'Sie wollten die Wahrheit wissen.'

Er ging, ohne mich anzusehen, weiter. 'Jetzt weiß ich sie.'

'Sie irren sich, Doktor. Sie irren sich wahrhaftig. Mir müssen Sie glauben. Ich habe keinerlei Interesse daran, Ihnen irgend etwas vorzumachen.'

'Therese …', er verbesserte sich. '… Sara hat mich von Anfang an belogen.'

'Ja!' Ich packte ihn am Arm und zwang ihn, stehepzubleiben. 'Sie hat Sie belogen. Aber warum? Aus Angst! Sie wollte nicht von Ihnen, weil sie ein Filmstar ist, verehrt werden. Und später mußte sie fürchten, Ihre Liebe zu verlieren, wenn sie die Wahrheit sagte. Begreifen Sie das denn nicht?'

'Nein. Man kann eine Liebe nicht auf einem Lügennetz aufbauen.'

'Sie haben recht, man kann es nicht. Die Menschen versuchen es nur immer wieder. Bemühen Sie sich nicht selber, sich ins beste Licht zu setzen, wenn Sie verliebt sind? Welche Frau schwindelt sich nicht die schönsten Tugenden an, nur um den Mann, den sie liebt, zu gewinnen? Welche Frau würde nicht ihre Vergangenheit vertuschen, um dem Mann, den sie liebt, zu gefallen? Das ist eine ganz natürliche Schwäche, aber doch kein Verbrechen!'

'Ich werde Sara nie wieder ein Wort glauben können.'

'Dann sind Sie ein Narr!' rief ich aufgebracht. 'Begreifen Sie denn immer noch nicht, daß Sara Sie liebt? Alles, was sie getan hat und was Sie jetzt so hart verurteilen, hat sie nur aus Liebe getan. Sie ist mit Ihnen hierhergefahren, obwohl ihr Spezialvertrag solche Eskapaden ausdrücklich verbietet.



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